Die Welt da draußen

Letzte Woche war mal wieder Stromzähler ablesen angesagt...

Bei mir verbreitet das jedesmal ein ungutes Gefühl, weil ich davon nicht gerade wenig verbrauche - das kostet zum einen und zum anderen könnte man mich aufgrunddessen als Umweltsau bezeichnen (was ich ganz nebenbei selbst gerne tue... )

Ich habe mir mal eben eine praktische Tabelle gebastelt, in der ich alle Tarife meines Anbieters Verbrauchsabhängig vergleichen kann, zumal ich den alten Tarifrechner auf dessen Webseite nicht mehr finden kann?!

Die erfreuliche Nachricht: Ich habe letztes Jahr den Tarif gewechselt und dadurch schon im dreistelligen Bereich gespart...

Das hilft nun meiner Brieftasche, aber der Umwelt hilfts nicht. Genau deswegen spiele ich schon sehr lange mit dem Gedanken mal das einzukaufen, was sich im allgemeinen "Ökostrom" nennt. Der ist natürlich teurer als normaler Strom, aber das hat sicherlich seine Berechtigung

Laut Tabelle ist der alte Tarif nun genau die halbe Strecke zwischen mir und dem ersten Ökostrom-Tarif. Ich soll also das nun gesparte doppelt neu "investieren", nur um die Welt zu retten? :hmm: Das will ich aber nicht alleine tun. Wer macht (bei sich) mit?

Draußen scheint die Sonne, wie jeden Tag eigentlich. Ich bin gerade auf dem Weg zur U-Bahn und genieße die frische Luft, denn gerade für einen stubenhockenden Service Provider ist die immer wieder aufs neue etwas ganz besonderes. Endlich an der Haltestelle "Türlenstraße / Bürgerhospital" angekommen, warte ich auf die nächste Bahn, mich mal wieder selbst-verfluchend, weil ich zu doof war die alte Linie 15 am Pragfriedhof zu bekommen - "Schon wieder das Drecksteil nur von hinten gesehen" sage ich innerlich zu mir, während ich die Treppe runterstolpere und zum Geländer eile, auf dem ich immer bis zum Eintreffen der Bahn sitze.

Die nächste U-Bahn kommt recht fix - kein Wunder bei 4 Linien, die alle im 10-Minuten-Takt fahren. Ich steige ein und fahre die eine Station bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof. "Moment, Hauptbahnhof!" ereilt mich ein Geistesblitz und während der Fahrt beginne ich mit dem Nachdenken...

"Brauchst Du noch eine Zeitung? Oder vielleicht zwei?"

"Hast Du Lust mit wirklich netten jungen Damen über Dein Leben zu reden?"

"Nicht wirklich!" sage ich zu mir, denn es ist doch immer wieder das selbe... Unzufrieden stammel ich "die wollen doch sowieso nur mein Konsumverhalten analysieren" und schiebe mir dabei die Stöpsel meiner Kopfhörer ins Ohr - die werde ich gleich gut gebrauchen können.

Als die U-Bahn den Hauptbahnhof erreicht, schalte ich noch schnell meinen MP3-OggVorbis-Player ein und schiebe den Lautstärkeregeler möglichst hoch und bereite mich darauf vor möglichst freundlich zu lächeln.

Ich laufe den Bahnsteig entlang, Richtung Treppe - bloß schnell raus hier! Doch da sind sie schon, sie warten nur auf mich, haben es auf mich abgesehen. Ich setze also mein Lächeln auf, stelle Augenkontakt her und sage nett "Nein, danke! Heute lieber nicht...". Oben an der Treppe dann schon wieder "Darf ich ihnen eine Welt Himmel kompakt anbieten?". Ich verneine freundlich und verweise auf die Kollegin unten an der Treppe. Ich halte ausschau - das können doch noch nicht alle gewesen sein. Doch bevor ich den nächsten Leseprobenverteiler ausmachen kann, schallt es schon von der Seite: "Hätten Sie kurz 5 Minuten für ein paar Fragen?"

Kann ich die Musik nicht noch ein wenig lauter stellen? Aber ignorieren wäre gemein - sind ja auch nur Menschen wie ich... Drum sage ich kurz, dass ich es eilig habe und verabschiede mich. Eilig habe ich es weiß Gott nicht, nur keine Lust - aber das ist auch kein Wunder, wenn es dort jeden Tag so aussieht.

Dann endlich erspähe ich den nächsten Menschen mit Zeitungen im Arm und nicht viel weiter steht auch schon die nächste junge Dame mit einem Notizblock in der Hand, wartend. Echte Sadisten würden jetzt einen direkten Kurs auf ihn einschlagen. Ich hingegen ziehe es vor, es wie die letzten Tage zu machen: Große Bögen laufen und wenn das nichts mehr hilft, einfach ein Handy-Telefonat vortäuschen oder wirklich irgendwo anrufen...

100 Meter hinter dem Bahnhof ist der Spuck dann endlich vorbei. Ich suche mir eine der 10.000 BW-Bank-Filialen aus - von denen gibt es aber echt unglaublich viele - wo ich heute willkürlich Geld abheben werde und setze meinen Weg fort. Mit Karte zahlen macht schon lange keinen Spass mehr, lieber anonym Bargeld streuen.

Das einzige was mir jetzt noch passieren kann sind Streiks von ver.di - z.B. bei H&N<<1 - oder ein paar Demos von Hartz IV-Gegnern. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn sowas macht ja wenigstens Spass.

Gestern sprach mich ein Kunde eines anderen Webhosters an, wo der Webhoster quasi um die Ecke wohnt

Er wollte sich gerne ein RoundCube auf seinem Webspace installieren - genau wie wir es standardmäßig auch anbieten - und hatte dabei ein paar Probleme mit seiner Datenbank. Irgendwie wollten sich die Probleme nicht so ganz per Jabber lösen lassen und RoundCube selbst bietet auch nicht gerade etwas, was man einen komfortablen Installer nennen könnte, an.

Vertrauensvoll fragte ich ihn kurz nach seinen MySQL-Zugangsdaten, die er mir mindestens genau so vertrauensvoll gab - immerhin sind wir aus dem selben rheinländischen Blut gebaut (trotzdem nicht verwandt - aber halt verbunden ). Da ich damit auch über unsere Server auf den entsprechenden Datenbankserver kam - ob es auch von zu Hause aus gehen würde weiß ich gerade nicht - spielte ich ihm gleich die Datenbank ein... Hat keine 15 Sekunden gedauert (inkl. tippen )

Ich habe heute morgen mal meine alten Schulunterlagen durchforstet und dabei richtig schön in der Vergangenheit geschwelgt...

Unter anderem waren da Schaltpläne von Halb- und Volladdierern, die ich während der Schulzeit konstruiert habe - mit dem Vermerk "schön und individuell", was letzteres wohl auch immer heißen mag - oder eine durchaus komplexe Schleifen-Implementierung in Assembler, die wohl so ziemlich alles kann, was die verschiedenen Schleifentypen können, ist wohl darmals auch an den gesamten Kurs kopiert und verteilt worden...

Ganz nebenbei fielen mir dann noch ein paar Urkunden des "Bundeswettbewerbs Informatik" in die Hand, an dem ich wohl recht erfolgreich teilgenommen hatte... Komisch, da kann ich mich irgendwie gar nicht mehr  dran erinnern :hmm:

Hin und wieder kommt es auch bei uns vor, dass wir Webseiten von Kunden "dicht" machen müssen.

Das hat oft vielerlei Gründe und geschieht in der Regel niemals ohne Vorwarnung, Androhung oder Ankündigung. Wenn immer es passiert, werden Besucher der Seite auf eine Seite bei uns weitergeleitet, die das Problem ein wenig versucht zu schildern - allgemein versteht sich, denn in so einem Falle geben wir prinzipiell keine Infos nach draußen (wollen und dürfen wir ja auch gar nicht )

Ganz nebenbei gab es sogar mal ein Kunde, der die Seite so toll fand, dass er seine Seiten extra hat sperren lassen... :eek:

Letzte Woche erreichte mich eine Mail von einem Besucher einer solchen gesperrten Seite in der er mir ein wenig über seine Arbeit und über die Webseite (ganz grob alles) erzählte und wie sehr er es doch unterstützen würde, wenn die Seite recht bald wieder freigeschaltet wird.

Natürlich habe ich die Mail beantwortet, zwar habe ich nichts über den aktuellen Vorgang erwähnt, aber doch über unsere "allgemeine Politik" in solchen Fällen - zumindest wollte ich sie (wie jede andere Mail auch) nicht unbeantwortet lassen. Nachdem die Mail dann ihre Reise um den halben Globus gemacht hatte, bekam ich wenig später eine kurze Antwort:

[...] Thanks for responding and more importantly; 'acknowledging' my email and its issue. [...]

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit - aber trotzdem immer wieder gerne gehört