In dieser Geschichte muss ich leider immer wieder berichten: Es war nicht das erste Mal, aber es ist nicht so schlimm gekommen wie es hätte sein können.
Am 13. März diesen Jahres kam eine Kundin auf uns zu und wollte gerne eine .com-Domain von einem Marktbegleiter zu uns zu transferieren um dort Wordpress zu installieren. Den Auth-Code zur Domain hatte sie bereits vorliegen - die Domain war ordentlich beim Anbieter zum Domain-Transfer gekündigt worden und dieser hatte die Daten auch entsprechend per E-Mail ausgehändigt. Soweit so gut.
Leider musste ich dann feststellen, dass die Domain noch gar nicht transferiert werden konnte, da sie noch den EPP-Status "clientTransferProhibited" hatte - in Stumpf: Der Anbieter hat die Domain noch nicht zum Transfer freigegeben, sodass sie (anders als z.B. eine .de-Domain) auch mit Auth-Code nicht transferiert werden kann. Da wir erst einmal keine Vertragspartei im bestehenden Hosting-Verhältnis waren bat ich den Kunden hier sich direkt an den Anbieter zu wenden und gab ihm noch ein paar Fachworte sowie eine Beschreibung des Problems mit, die er 1:1 in seine Korrespondenz übernehmen konnte. Zunächst passierte erst einmal zwei Wochen lang nichts, bis der Anbieter sich dann zurückmeldete und erneut den Auth-Code übermittelte - am EPP-Status der Domain änderte sich nichts.
Als es mir ein paar E-Mails später zu bunt wurde, versuchte ich mich in das Geschehen einzumischen - schließlich war mittlerweile April und für Ende Mai stand die Verlängerung der Domain an, was bei einem der Anbieter (wir oder die) zu Kosten führen würde, und ich war mir nur bei uns sicher, dass diese Verlängerung auch tatsächlich im Sinne des Kunden stattfinden würde (ich sollte Recht behalten). Auf den Umstand wies ich auch ebenfalls regelmäßig in meinen E-Mails hin, doch im Gegensatz zum "Glück" unseres Kunden sprach ich mit einer Wand. Niemand meldete sich zurück.
Der Kunde hatte mittlerweile seine ERRP-E-Mails und spottete eigentlich nur noch. Auf Antwort vom bisherigen Anbieter haben wir indes nicht mehr gehofft. Da ich in der Vergangenheit damit sehr gute Erfahrungen gemacht hatte, wendete ich mich in unserer Verzweiflung an den zuständigen Registrar und schilderte dort unser Problem - da ich den Inhaber und den Auth-Code hinter mir wusste war ich da eigentlich sehr zuversichtlich, da die nochmal einen anderen Support und ganz andere Möglichkeiten haben. Aber nein: Unser Anliegen wurde freundlich aber bestimmt zurückgewiesen - man verwalte Domains nur für seine Partner und wir sollten uns ausschließlich an eben jene Partner wenden. Das wir dies bereits ausführlich und mehrfach und mit mehr als angemessenen Fristen getan haben, lies man nicht gelten. (Seitdem fühle ich mich bestärkt in einer Entscheidung von 2011 diesen Anbieter doch nicht für den Einkauf auszuwählen. Bei unserem Partner hierfür wäre so etwas nicht passiert.)
Eine Woche später ergänzte die Domain des Kunden dann ihren EPP-Status um "pendingDelete". Der Name ist selbst-erklärend. Na wunderbar! Im April hatte ich bereits darauf hingewiesen, aber nicht in der Erwartung dass dies auch tatsächlich passieren würde. Also erneuerte ich hierzu die Informationen für den Kunden und wies ihn auf alle Optionen hin, die zu diesem Zeitpunkt bestehen. Wir alle resignierten.
Im Nachhinein vollkommen okay: Wir haben in der Vergangenheit schon des öfteren die Erfahrung gemacht, dass Anbieter Domains die eigentlich transferiert werden sollten willkürlich löschen - sei es aus Absicht, zu knappem Ende der Domain-Laufzeit oder aus Unfähigkeit - und unser Transfer-System entsprechend darauf vorbereitet. Als diese Woche die Domain final gelöscht wurde hat unser System dies erkannt und die Domain für unseren Kunden einfach neu registriert. Der Transfer ist damit "erfolgreich abgeschlossen": Unser Kunde ist (mit einer kurzen Unterbrechung) weiterhin Inhaber seiner Domain und die Domain liegt bei uns. Eigentlich alles super, aber es hätte auch anders laufen können da wir keine professionellen Domain-Grabber sind.
Ich frage mich, was an diesem Prozedere fair oder einfach gewesen sein soll - so wie der Anbieter sich selbst bewirbt. Im Prinzip nichts. Unser Kunde wollte nur einen Anbieterwechsel durchführen, schlussendlich hat er dabei viele Nerven und fast seine Domain verloren. Das ist nicht fair und auch nicht einfach, sondern einfach nur Mist. Und auch wenn mich solche großen Werbekampagnen immer etwas unruhig machen, so ist es am Ende doch immer nur Werbung und damit recht nahe an Fiktion. Ob das hier ein Einzellfall ist oder nicht ist mir egal.